Der KegLand Fermzilla 27 L

Der BrauCampus verleiht, orientiert an den jeweiligen Fragestellungen, Brauzubehör an Studierende und an Vereinsmitglieder. Im Gegenzug freuen wir uns über Eure persönlichen Berichte und Erfahrungen damit. Für den Start haben wir einen Fermzilla 27 L gestiftet (bezogen samt Druckset von MashCamp). Fabian, Grazer Hobbybrauer und Grainfather-Besitzer, hat für uns die Generalprobe absolviert und den Fermzilla 27 L getestet. Hier das Fazit in seinen eigenen Worten.

Mein Name ist Fabian, ich bin Psychologe, arbeite als Data Scientist / Statistiker und braue inzwischen seit 5 Jahren Bier. Wie es so typisch ist, habe ich über die Jahre einiges an Spielsachen für das Brauhobby angesammelt und vor kurzem habe ich als neues Gimmick den 27L Fermzilla ins Auge gefasst. Wie das Glück so will durfte ich vor dem Spontan-Kauf einen Testlauf mit einem neuen 27 L Fermzilla vom BrauCampus machen, bei dem ich mir selbst einen Eindruck machen und dem Braucampus davon berichten konnte.

Kurz zum Bierrezept, das für den Test verwendet wurde: Es handelt sich um ein Vienna Lager nach Rezept von David Heath (auch als YouTube-Video verfügbar). Für mich war das der optimale Einstieg, weil der Hefebehälter hier nur mit der Hefe konfrontiert wurde. Es gab kein Hopfenstopfen oder dergleichen, die das „Fass“ zum Überlaufen bringen hätte können.

Das Auspacken lief recht angenehm, da alles bereits zusammengebaut war. Online gibt es zwar eine Bauanleitung zum Download, aber die ist vermutlich nur für eine Grundreinigung nötig. Eine normale Reinigung sieht laut dem Benutzerhandbuch gar kein komplettes Zerlegen vor. Ich denke, auch aus einem guten Grund, da das Ding an sich ja dicht genug sein sollte, um keine Sud/Bier-Rückstände in den Verbindungsteilen anzulagern. Damit kommen wir gleich zur größten Sorge, die ich beim Anschluss des Hefebehälters an den Fermzilla hatte. Da ich keine Masse zum Schmieren oder dergleichen hatte (die in den einschlägigen Brau-Foren gerne nahegelegt wird) hatte ich etwas Panik, dass mein Bier über die Wochen flöten geht. Die hat sich allerdings schnell gelegt, nachdem ich das ganze Ding etwa eine Stunde lang vollgefüllt mit einer „Chemipro-San“ Mischung stehen hab lassen und darunter keine Tropfflecken zu sehen waren. Ab dem Zeitpunkt war alles dann easy peasy – der Sud wurde von meiner Brauanlage (Grainfather) direkt in den Fermzilla gepumpt, ich habe die Hefe gepitched und den Deckel fest aufgebracht. Für das festere Anschrauben des Deckels und des Hefebehälters gibt es übrigens ein handliches Tool, das mitgeliefert wird. Anfangs noch etwas umständlich für meine Theoretiker-Hände, bin ich recht schnell warm geworden im Umgang damit.

Während der 3 Wochen Gärung und Reifung im Fermzilla war es super, den Verlauf immer schön im Blick zu haben. Ich konnte die Hochkräusen beobachten und zusehen, wie sich langsam der Hefebehälter mit Hefe auffüllt. Ein Klebethermometer war im Lieferumfang enthalten und die Anzeige stimmte in etwa  mit meinem Raumthermometer überein (wobei ich nichts über dessen Genauigkeit sagen kann).

Am Abfülltag war dann alles sehr entspannt und für mich war da der große Vorteil vom Fermzilla im Gegensatz zu meinen 08/15 Gäreimern gleich ersichtlich. Durch das Zudrehen des Hefebehälters musste ich keine Angst haben, Hopfen und Hefesatz mit in den zweiten Gäreimer zum Abfüllen abzuschlauchen. Außerdem ging durch die höhere Bauweise des Fermzilla das Abschlauchen schneller (das ist aber eher umstandsbedingt durch meine Küche). Wie bereits erwähnt, ich weiß nicht wieviel Hilfe der Hefebehälter bei z. B. einem IPA mit großer Dryhop-Menge gewesen wäre. Allerdings denke ich, dass sich auch bei solchen Suden ein Großteil des Gelägers durch den Hefebehälter entfernen lässt.

Die Reinigung hat sich ebenfalls als angenehm erwiesen. Mit dem Gartenschlauch konnte ich durchspülen und die etwas hartnäckigeren Reste mit der weichen Seite eines Schwammes lösen. Zum Abschluss habe ich den Fermzilla dann nochmal mit „Chemipro San“ angefüllt und einige Minuten ziehen lassen. Das war‘s dann eigentlich.

Zusammengefasst kann ich sagen, dass der Fermzilla absolut eine Steigerung zum typischen Gäreimer darstellt. Trotz einiger Foreneinträge, die von undichten Verbindungen berichten, konnte ich ohne großes Herumspielen 20 Liter einfüllen, ohne dass es auch nur einen Tropfen gab. Es stellt sich allerdings für mich die Frage, ob der Aufpreis sich, im Gegensatz zu einem Braueimer, bezahlt macht. Ich für meinen Teil würde das zum aktuellen Zeitpunkt eher verneinen. Wenn man sich online Videos zum Fermzilla ansieht, merkt man schnell, dass einige wirklich tolle Features erst in Verbindung mit einem Drucksystem kommen. Sauerstoffreduziertes Hopfenstopfen über den Hefebehälter, Vergärung unter Druck und Abfüllen direkt aus dem Fermzilla wären solche Features. Wenn so ein Drucksystem bei mir vorhanden wäre, würde ich sicher nicht zweimal über den Kauf nachdenken.
FABIAN

Anm. d. Red.: Zusätzlich zum Fermzilla-Druckset wird natürlich auch eine CO2-Gasflasche inklusive Druckminderer benötigt. Einer der großen Vorteile des Fermzilla ist, dass sich der Gärbehälter mit Druck beaufschlagen lässt. Das stellt in dieser Preisklasse freilich ein Novum dar.

Transfer der auf Anstelltemperatur gekühlten Würze vom Grainfather in den Fermzilla

Das Wiener „Pseudo-Lager“ (Voss Kveik) in der Hauptgärung, die sich im transparenten Fermzilla gut mitverfolgen lässt

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