Patrick Ziegler – Bayer, Brauer, Bierapostel

Patrick Ziegler, Software-Entwickler bei sonible audio engineering & development, studierter Toningenieur, waschechter Bayer, optimierender Heimbraumeister.

Den Ingenieur merkt man ihm sofort an: Brauanlage Marke Eigenbau in der Deluxe-Variante mit 50 L Wasserkocher, modifizierter Temperatursteuerung (PID-Regler), 6 Nm Getriebemotor-Rührwerk und Plattenkühler; den Bayer dafür weniger…
Zumindest beim Thema „Reinheitsgebot“ hat er vom weißwurstäquatorialen Normschliff abweichende Ansichten. „Die meisten, die sich über Nicht-RHG konforme Biere aufregen, “ sinniert er bei einem Glas Gaffel Kölsch, „haben oft wenig Ahnung von den Braustoffen, geschweige denn vom Herstellungsprozess. Manche sind tatsächlich drüber erstaunt, dass Hefe nicht gegen das Reinheitsgebot verstößt“ schmunzelt er noch, während ich das genial konstruierte Rührwerk inklusive Rührorgan (Blattrührer) fotografiere, dessen tragende Elemente unter anderem auch aus einem Jausenbrett von Mömax bestehen. „Gesamtkosten über den Daumen 60 Euro“ meint er noch, während ich über die Bildqualität meiner alten Spiegelreflex fluche.
 
„Die meisten, die sich über Nicht-RHG konforme Biere aufregen, haben oft wenig Ahnung von den Braustoffen, geschweige denn vom Herstellungsprozess. Manche sind tatsächlich drüber erstaunt, dass Hefe nicht gegen das Reinheitsgebot verstößt“
„Eigentlich bin ich ja Toningenieur und arbeite in einem aufstrebenden Grazer Jungunternehmen, aber das Brauen „berauscht“ mich“. Sein selbstgebrautes Weißbier, bayrische Königsdisziplin, bestätigt das eindrucksvoll. Die studiotaugliche Ausstattung inklusive prachtvollem E-Gitarren Wandgehänge ebenso. Das Interieur der übrigen Wohnung erinnert an das einer vollautomatisierten Kleinstbrauerei – vom Flaschenmanometer gleich neben der Tür, den exakt dimensionierten Vorratsboxen für die Malzlagerung bis hin zum Ablauf des Würze-Kühlwassers in der Regentraufe.
„Ordnung muss sein“ – ein Achselzucken. Mit Kontakten zur TUM und bis tief in die hopfengrüne Hölle der Hallertau ist das freilich ein gewaltiges Understatement. Ein Glück für den BrauCampus, wer eignet sich besser als Reiseleiter für unsere „bayerische Bierkult(o)ur“ als Patrick? Nach einer wehmütigen Reminiszenz an die Camba Nelson Weisse und einem „Gut Sud!“ für seinen dunklen Weizenbock am Folgetag (Coop-Sud mit Gunter), verabschiede ich mich von Patrick und verplane schon mal mein persönliche Haushaltsbudget für Rührwerk und Plattenkühler, vor allem aber: für eine brauchbare Kamera.

 

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